Dis wo ich herkomm, alter Hut. Samys Stellungsnahme ebenso, aber immer noch von einer derartigen Trollheit, dass nichts zu sagen an die Gefahr der Volksverdummung grenzt.
Sonst wird einem als Rapper immer vorgeworfen, wie wenig Inhalte heutzutage in der Musik transportiert werden und sobald mal einer was aussagt, muss er gleich ins Kreuzfeuer genommen werden und jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt.
Ungerecht. Da hat man »immerhin« schonmal Inhalt in einen Text gepackt und ist ob dieser Glanzleistung, mal ehrlich Samy Hip Hop mit Inhalt haben deine Kolleginen früher auch schon mal besser hingekriegt, mächtig Stolz. Und dann kommen die Kritiker, schultern die Waffe der Kritik und ballern einen da wo du herkommst. Über die Kritik die geübt wurde muss man nicht mal mehr was sagen. Um die Kritik zurückzuweisen reicht schon der Verweis auf die Goldwaagen, die die Kritiker_innen angeblich ausgegraben haben. Wenigstens in einem Punkt behält er recht: Samys Inhaltsschwere ist nur mit einer Goldwaage zu fassen- und genau da fängt mitunter das Problem an.
Es gibt also doch keinen Zusammenhang zwischen Adolf und Nationalstolz wie ich behauptet habe.
Schade.
Tut mir leid, falsch recherchiert.
Zumindest einmal scheinen dir die Argumente für deine These ja schon vor Gebrauch abhanden gekommen sein. Die These ist in ihrer Abstraktheit eben erstmal nicht endgültig zu wiederlegen. Aber anstatt konkreter zu werden gibt man sich auf inhaltlicher Ebene mit eingesteckten Dissen wohl zufrieden und hat »falsch recherchiert.«
Ich bin kein politischer Aktivist. Ich bin Musiker und Dichter und manchmal lenken die Worte den Inhalt und nicht andersrum.
Dieter Nuhr wagte sich schon vor Jahren in das Gebiet der Dummbeutelforschung und hat treffend festgestellt: »Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.« Dürfte dieser Spruch auch mittlerweile zur Binsenweisheit verkommen sein hat er Samy anscheinend nicht erreicht. Nur weil nämlich die öffentliche Meinung meint, dass Deutschrap keinen Inhalt mehr hat muss nicht Messias Deluxe vom Altar herabsteigen und uns versuchen die Wahrheit zu erzählen. Falls du, Samy, in nächster Zeit doch noch vor hast die Rolle des »politischen Aktivisten« einzunehmen, und dich nicht von der folgenden Kritik überzeugen lassen willst, begrüßt dich der linke Bewegungszirkus bestimmt mit offenen Armen. Die schreiben auch Gedichte, machen Musik (sogar for real so mit Trommeln) und lassen gerne den Inhalt davon bestimmen, womit vermeintlich die Leute von ihrer Position weggezogen werden können, ergo was ihnen im Moment grad gefällt.
Genauso war mir klar, dass der Fakt, dass Hitler ein Österreicher war, für uns als Deutsche nichts besser macht, aber ich fand es
humorvoll und irgendwie auch passend „deutsch“, so ein Problem jemand anders in die Schuhe zu schieben.
Weißt du, du musst deine Platten verkaufen, ich sag das jetzt zum zehnten Mal und sowieso, aber bitte lass es in Zukunft sein. Deine populistischen Platitüden sind nämlich nichts anderes als was ich früher schon sagte. Für die nationale Mobilmachung zu gebrauchen. Das was du »euch Deutschen« erzählen willst hat nicht den Hauch von Gesellschaftskritik, die du vermutlich sogar noch meintest zu formulieren, sondern diente im Gegenteil immer nur dazu diese Gesellschaft in ihren, zur Zeit gerade angesagten Formen, deinen schönen Idealen entgegenzustellen. Das du erkennst, was du da für Scheiße fabrizierst will ich dir aberkennen. Könnte doch die Erkenntnis, dass es schon etwas typisch deutsches ist die Kritik von sozialen Problemen auf andere Gruppen zu projizieren, den Kapitalismus auf die Juden (heute vornehm Heuschrecken oder Finanzkapital), die Homophbie auf den Islam, Anlass zu der Erkenntnis sein, dass dieser »Exportschlager Leitkultur« und die vorgenommene Projektion nicht haltbar sind, betrachtet man ein wenig mehr als die schnöde Oberfläche. Schon ziemlich lustig das Ganze.
Merkwürdig finde ich, dass der Schreiberling sich ja scheinbar persönlich von mir angegriffen fühlt, obwohl bisher nicht mal
Österreicher negativ auf dieses Statement reagiert haben.
Denn wenn die Ösis nicht sauer sind, dass der Hitler einer von ihnen ist, hat das demokratische Votum entschieden, ist die Kritik abgetan?
Um eine komplette Generation, die mit ihrem Land mehr Schlechtes als Gutes verbindet.
Dass du einer kompletten Generation ihre positive Identität wieder einverleiben möchtest ist ja schon uncool. Wenn wir mal ehrlich sind und uns dieses Land und all die anderen Länder anguckt hat diese ganze Generation, wie die Generation davor und die danach auch nicht den kleinsten Grund mit »ihrem« Land allzu glücklich zu sein. Auftrag des bürgerlichen Staates ist nämlich keineswegs dein Ideal von Friede, Freude und von Eierkuchen, am besten ohne Nazis dafür aber mit ganz viel Deutschland, sondern die Organisation kapitalistischen Wettbewerbs. Dieser kapitalistische Wettbewerb hat, wie bei emsiger Recherche der Name vielleicht schon ergibt, ein Ziel: den Profit. Den Kapitalist_innen ist zum Erreichen dieses Profits im Grunde noch jede Methode recht, das noch nichtmal weil diese »gierigen Chefs« als Kind in den Kessel Raffgier gefallen sind, sondern weil sie im Falle eines unprofitablen Abschluss alles verlieren. Der Staat mischt sich dabei als Ordnungsmacht ein, er garantiert, dass die Produktion überhaupt zivilisiert laufen kann und das was allgemein als »Barbarei« oder »rückschrittlich« empfunden wird nicht passiert. Nämlich, dass die Leute mit Waffen den Leuten mit weniger Waffen ihr Hab und Gut nehmen und die Leute ohne Waffen, und ohne Hab und Gut, mal wieder richtig feudal zum Arbeiten bringen.
Dank all dieser tollen Staaten, die mit jeweils festgelegten Grenzen jeweils einen gewissen Teil der Welt unter ihrer Knute halten, haben wir also immer die »Freiheit« zu arbeiten, für einige ist diese Form der Arbeit gar so ein Ideal, dass es gar ein Recht auf Arbeit gäbe. Und diese Arbeit für die der Staat noch allen aufrührerischen Bewegungen die Finger wundkloppt dient genau einem Zweck: der Vermehrung des Profits des Kapitalisten mit dem wir gerade einen Arbeitsvertrag abgeschloßen haben. Wenn man nun die staatlich garantierten Freiheiten unter dem Licht betrachtet, dass sie einem selber aber überhaupt nichts nutzen sollte das Ideal, der guten weil wertschaffenden Arbeit zu verblassen beginnen. Als verdinglichte Wesen stehen, sitzen oder liegen wir an unserem Arbeitsplatz, nicht weil wir wollen sondern weil uns sonst ein Leben als armer rechtloser Pauper bliebe, für den Fall, dass uns überhaupt ein Leben bleibt. Neben dem Broterwerb, und dem oft auch nur knapp, haben wir nur eine Menge Zeit damit verschwendet Waren herzustellen, die uns aber gar nichts bringen und von anderen auch nur konsumiert werden können wenn diese vorher ihre Arbeitskraft zu verkaufen, sich also Tag für Tag schädigen. Ein Staat, der da nicht mit Tonfas sondern mit Sozialleistungen (auch wenn sich auch nicht ausschließen muss) die Bürger_innen bei Stange hält mag zwar erstmal symphatischer dreingucken macht aber am Ende dasselbe. Die Leute haben also allen Grund kräftig sauer zu sein auf den Staat.
Ich glaube nicht, dass ich die Lösung für alle Probleme habe, aber ich wollte einfach mal wieder Leute über etwas Anderes reden hören als wer mit wem Beef hat.
Beim nächsten Mal gehst du dann bitte in Café an der Alster und verschonst die Öffentlichkeit mit deinem Gesülze, einverstanden?
Ob wir es wollen oder nicht, ernst nehmen oder nicht, aber dieses Land ist die gemeinsame Basis von uns allen und unseren Kindern, die später alles das ernten werden, was wir jetzt säen.
Und das viel zu viele genau das wollen ist das Problem. Die begreifen eben nicht, was dieses Land, »die gemeinsame Basis von uns allen«, nämlich überhaupt nicht als gemeinsame Basis taugt. Mit den Idealen von Freiheit und Gleichheit im bürgerlichen Staat ist es nicht weit her. Wenn man eine Freiheit ohne Zwang, den Zusammenschluß der tatsächlich freien Menschen meint, dann entpuppen sich die staatlichen Reglementierungsversuche schnell als falsche Freiheit und falsche Gleichheit.
Ich weiß noch nicht, wie sehr ich diesem Land in seinem Entwicklungsprozess helfen kann, aber ob jemand mit einem „Hitler
blog“ jetzt der Richtige ist, um mich zu kritisieren und diesem Land zu helfen, weiß ich auch nicht.
Ich hoffe, dass du mal einsiehst, dass du diesem Land gar nicht helfen solltest. Andernfalls halte ich es mit deiner Eröffnung: »Was soll man da noch sagen???«
♥Tekknoatze